Weird Xperience im April: „Possession“ (Frankreich/Deutschland 1981, OmU)

Am 13. April um 20:00 Uhr ist es im Cinema Ostertor soweit – wir zeigen endlich einen der unserer Meinung nach besten Filme aller Zeiten. Andrzej Żuławskis radikales Opus Magnum POSSESSION. Mit grenzensprengenden Schauspielleistungen von Isabelle Adjani und Sam Neill, eine kaum zu ertragende Anspannung und allgegenwärtige Paranoia, die entfesselte Kamera Bruno Nuyttens und extreme Gewalteruptionen – das alles in nächster Nähe zur Berliner Mauer. Weshalb POSSESSION oftmals auch „der ultimative Berlin-Film“ genannt wird.

Berlin, Anfang der 80er: Die Ehe von Mark und Anna liegt in Trümmern. Die Auseinandersetzungen, unter denen ihr Sohn Bob leidet, eskalieren umso mehr, als Mark, Ex-Geheimdienstmitarbeiter, von Annas Affäre mit Heinrich erfährt. Während Mark Helen verfällt, die Anna auf unheimliche Weise gleicht, folgt ein von ihm engagierter Privatermittler Anna in eine Altbauwohnung. Dort stößt er auf Annas unheilvolles Geheimnis: ein bizarres Monster…

Der fragmentarisch erzählte POSSESSION kennt keine Regeln. Getrieben von der fantastischen Musik Andrzej Korzynskis taumeln, rennen, stolpern seine Figuren durch die graue Mauerstadt. Für Isabelle Adjanis Ausnahme-Performance gab es den DarstellerInnen-Preis in Cannes und den César.

„Possession“ scheint ein Horrorfilm zu sein und beginnt als eheliches Eifersuchtsdrama, aber von Anfang an ist er viel mehr als das. Die Eifersucht macht bei allen Beteiligten die Tür zum Wahnsinn auf. Sie zerfetzt die Oberfläche und legt offen, was verborgen bleiben sollte. „Possession“ ist das „Theater der Grausamkeit“, das Antonin Artaud verlangte; man versteht, weshalb die meisten Menschen im Leben an der Oberfläche bleiben wollen statt in dieses tiefe, psychische Desaster zu tauchen. „Nicht aufmachen, nicht aufmachen“, warnt und fleht Marks und Annas Kind nicht von ungefähr, als das Unheimliche wieder in ihr Haus will. – Sylvia Szymanski, Hard Sensations

„Possession“ muss man sehen. Nicht bloß, weil er über eine atemberaubende Kameraführung verfügt, die Berlin in erschreckend schöne Weitwinkelbilder bringt und den Zuschauer mehr und mehr in einen ekstatischen Taumel versetzt. Er brennt sich gerade deshalb so nachdrücklich ein, weil sich seine Bilder eben nicht vollständig in Begriffe rückübersetzen lassen, nach ihrer Übersetzung immer ein Rest übrig bleibt, der seine Schatten wirft. – Oliver Nöding, f-lm

„Zulawski verschmilzt in „Possession“ Elemente des europäischen Autorenkinos und des amerikanisch geprägten Genrefilms zu etwas ebenso Neuem wie Fremdem. „Possession“ ist ein Alien von einem Film. Allerdings kein freundlicher Alien, wie Steven Spielbergs fast zeitgleich entstandener Kassenschlager „E.T.“, sondern eher so etwas wie ein früher filmischer Vorläufer zur Musik von Aphex Twin.“ – Gregor Torinus, Filmstarts.de

„In Possession geht es nur oberflächlich um eine erbitterte Ehekrise, mit der Zulawski seine eigene Scheidung von der Schauspielerin Malgorzata Braunek verarbeitet hat. Der Film ist stattdessen ein verstörender Mix aus schleimig-abstoßenden Genre-Elementen, das Porträt einer geteilten Stadt, die immer noch vom Krieg gezeichnet ist, und eine apokalyptische Höllenfahrt.“ – Patrick Reinbott, Moviepilot

„Vor diesem Hintergrund lässt sich Żuławskis großer Trennungsfilm als komplexe Untersuchung der Spaltung von Gut und Böse verstehen, wobei sich das Böse fern jeder Eindeutigkeit sowohl im Selbstverlust durch eine dämonische oder politische Übermacht auftut als auch in den Abgründen zwischen zwei Menschen, die einander nicht mehr verstehen. Żuławski hat in »Possession« zu einer unverwechselbaren Ausdrucksweise für ein vielschichtiges biographisches Leiden gefunden, die sich in Form eines einzigen cinematographischen Schreis vermittelt, der es unbedingt wert ist, noch einmal in den Kinos gehört zu werden.“ – Timo Lindeman, Jungle World

Wir zeigen den Film in der Originalversion mit einer Einführung!

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Eine Antwort zu Weird Xperience im April: „Possession“ (Frankreich/Deutschland 1981, OmU)

  1. Anonym sagt:

    Wunderbarer Film, gerne in Zukunft mehr vom selben Regisseur!

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