Weird Xperience im Juli: “Ich – ein Groupie”

Am 27. Juli geht die „Weird Xperience“ in die nächste Runde. Diesmal gibt es wieder einen Klassiker des Bahnhofskinos auf 35mm.

Achtung: Aufgrund des abgespeckten Sommerprogramms im City 46, fängt die Sause diesmal schon eine Stunde eher, also um 21:30 Uhr, an.

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Zwei junge Mädchen nehmen in London an einem Open Air Konzert teil. Eine von ihnen, Vicky, verliebt sich dabei in den Sänger einer Rockband. Nach einer Nacht voller Sex und Hasch bleibt sie aber am nächsten Morgen alleine zurück. Im Glauben, dass ihre Gefühle erwidert werden, folgt sie der Band durch Europa. Doch diese Reise führt sie geradewegs in eine Hölle aus Drogen und Gewalt.

Kaum ein Film erfüllt das Versprechen Sex, Drugs & Rock’n’Roll so umfassend, wie dieser Schweizer Bergdiamant. Wir schreiben das Jahr 1970. In den USA hat der Erfolg von „Easy Rider“ gerade zu einer Welle Rocker-Filmen geführt. Einen davon, „Naked Angels“, hat der Schweizer Produzent Erwin C. Dietrich eingekauft und plant ihn im deutschsprachigen Europa unter dem Titel „Nackt auf hartem Sattel“ in die Kinos zu bringen. Aber seine Träume sind sogar noch viel größer. Dietrich hat gerade mit Titeln wie „Seitenstraßen der Prostitution“ oder „Die Nichten der Frau Oberst“ erste große Erfolge vor allem in Deutschland gefeiert. Ferner kauft er US-amerikanische Filme auf, die er mit neuen Sex-Szenen versieht und hierzulande erfolgreich in die Kinos bringt. Jetzt will er den ganz großen internationalen Erfolg. Sein Vorbild ist schon lange der US-amerikanische König des B-Films, Roger Corman. Daher soll sein neuer Film mit dem Titel „Ich – ein Groupie“ mit dem berühmten Amerikaner co-produziert werden und Dietrich den Einstieg in den amerikanischen Markt ermöglichen. Roger Corman schickt eins seiner besten Pferde im Stall in die Schweiz: Kult-Regisseur Jack Hill, der spätere Entdecker von Pam Grier. Aber in der Schweiz geht alles schief. Über das, was genau vorfällt, gibt es unterschiedliche Ansichten. Hill behauptet, Dietrich und seine Leute hätten sich nicht an Abmachungen gehalten. Dietrich sagt, Hill hätte, statt zügig zu filmen, eine Woche lang immer wieder dieselbe Einstellung drehen lassen und sich dabei mit Drogen zugeschüttet. So oder so… der Corman-Deal ist geplatzt.

Was tun? Wie üblich hatte Dietrich „Ich – ein Groupie“ bereits unter vollmundigen Versprechungen verkauft, ohne dass auch nur ein Meter gedreht war. Kurzerhand übernimmt er zusammen mit seinem Partner und Kameramann Peter Baumgartner das Ruder.  Ein neues Drehbuch wird geschrieben, und um das Ganze noch ordentlich zu würzen, werden echte Hell Angels aus deren Schweizer Chapter engagiert. Ärger bleibt nicht aus. Mehr als einmal erscheint die Polizei vor Ort, Drehgenehmigungen werden nicht erteilt und ein Großteil des Filmes muss daraufhin illegal im Guerilla-Stil gedreht werden. Trotzdem kann der Film beendet werden und wird für Dietrich ein großer Erfolg. So erfolgreich, dass er ihn zehn Jahre später unter dem neuen Titel „Das Mädchen mit dem Einweg-Ticket“ noch einmal in die Kinos bringt.

„Ich – ein Groupie“ ist ein wilder Ritt durch die Zeit der Hippies und der sexuellen Revolution. Dabei zeigt der Film aber keinen „Summer Of Love“, wie in Woodstock, sondern die große Desillusion nach Altamont. „Ich – ein Groupie“ ist eine aufregende Mischung aus Sex und Rockern, Musik und Drogen. Garniert mit Auftritten echter Hells Angels und der legendären Krautrocker „Birth Control“. Mittendrin eine blutjunge Ingrid Steeger, auf dem Weg zu der deutschen Sex-Ikone der 70er Jahre. Und das delirende Finale dieses Filmes ging die Filmgeschichte ein. Zumindest in die Filmgeschichte, welche in den Bahnhofskinos geschrieben wurde.

Neben Ingrid Steeger ist auch der Edel-Playboy Rolf Eden, Besitzer des sagenumwobenen „Big Eden“-Nachtclubs in Berlin, zu sehen.

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