Weird Xperience im Mai: „Willkommen in der Hölle“

Motto: „Es gibt nur zwei gute Menschen: Der eine ist schon tot, der andere muss noch geboren werden“

Der Bandit Burt versteckt sich zusammen mit seiner Freundin Mary und seinen Kameraden Phil und Ted in der Geisterstadt Santa Ana. Dort steigen die Spannungen zwischen den vieren und bald schon ist jeder hinter einem Geldschatz und der heißblütigen Mary her. Die Situation eskaliert, als ein Fremder mit einer höchst ungewöhnlichen Waffe in die Stadt kommt.

Willkommen in der Hölle“ (Originaltitel: ¡Mátalo!) gehört zu den ungewöhnlichsten Western, die jemals gedreht wurden. 1970 in der Übergangsphase vom klassischen, harten Italo-Western zum Spaß-Western entstanden, macht dieser Film keine Kompromisse und präsentiert ein nihilistisches Weltbild vor einer surrealistisch anmutenden Kulisse. Trotz der farbenfrohen, ja fast schon psychedelischen  Kleidung der Protagonisten, sind ihren Seelen doch rabenschwarz.  Gier und Geilheit bestimmt ihr Handeln. Erst spät taucht eine Gestalt auf, die man als „Helden“ bezeichnen kann. Der Christus-artige Fremde, der nur Frieden will und das Leid der Welt auf seine Schultern nimmt, wird von Lou Castel gespielt. Der am 24. Mai 1944 in Bogota, Kolumbien, als Ulv Quarzéll geborene Schauspieler, war nicht nur überzeugter Kommunist, sondern ließ auch  große Teile seiner Gagen Befreiungsbewegungen in Lateinamerika zukommen. Seine Filmrollen reichen Hauptrollen in Rainer-Werner Faßbinders „Warnung vor einer heiligen Nutte“  oder Wim Wenders „Der scharlachrote Buchstabe“ bis hin zu lupenreiner Exploitation-Ware wie  „Killer Nun“ oder „Orgasmo“. Dabei achtete er aber immer darauf, dass die Filme nicht seinen militant linken Überzeugungen widersprachen. Lou Castel ist noch heute sehr aktiv. Sehr viel auch in deutschen Produktionen, wie z.B. in dem letzten Jahr auf dem Internationalen Filmfestival  Oldenburg mit dem Publikumspreis ausgezeichneten „Dr. Ketel“.

Regisseur Cesare Canevari drehte nur neun Filme, von denen „Willkommen in der Hölle“ sein bekanntester ist. Des Weiteren gehört, die heute eher unbekannte, erste Verfilmung des berühmten „Emmanuelle“-Romans „Io, Emmanuelle“, zu seinem Werk. Hier spielte die großartigen Erica Blanc die Titelrolle. Fünf Jahre später sollte Just Jaeckin mit der Verfilmung desselben Stoffes, und  Sylvia Kristal in der Hauptrolle, einen sensationellen Welterfolg hinlegen. Berüchtigt hingegen ist Canevaris 1977 erstandener „Naziploitation“-Film „L’ultima orgia del III Reich“, der aus naheliegenden Gründen nie in Deutschland lief. Immerhin ist Canevaris Film einer der besten dieses übel beleumundeten Unter-Genres. Mit dem Spät-Giallo „Delitto carnale“ verabschiedete sich Canevari 1983 aus dem Filmgeschäft.

Die ungewöhnliche Musik in „Willkommen in der Hölle“ stammt von dem 1919 geborenen und 2000 gestorbenen Mario Migliardi. Sein Score, der sich irgendwo zwischen Prog-Rock und experimenteller Geistermusik bewegt, schafft eine einmalige Stimmung, die die Geisterstadt Santa Ana tatsächlich in einen Vorhof der Hölle verwandelt.

Obwohl in Fankreisen schon lange Zeit ein absoluter Kult-Film, wurde „Willkommen in der Hölle“ nach seinem Kinostart am 26. März 1971 in Deutschland bisher nur in den frühen 80er Jahren auf VHS veröffentlicht. Das Tape von „Zenit“ ist heute ein gesuchtes Sammlerobjekt. Dieses Werk als 35mm Kopie auf der großen Leinwand zu sehen, ist somit eine einmalige Gelegenheit, die sich kein Liebhaber ungewöhnlicher Filmkost entgeht lassen sollte.

„Ein stilistisch ambitionierter Italowestern mit ausgefeilter Kameraführung und einer Geräuschkulisse, die eher an einen Gruselfilm erinnert.“ Lexikon des internationalen Films

„Ein unglaublicher Film, der absolut extremste Western aller Zeiten, den man entweder verabscheuen oder verehren muss. Ich entscheide mich mit vollem Herzen für letzteres. Unbedingt ansehen!!!“Christian Keßler, „Willkommen in der Hölle – Der Italo-Western im Überblick“

Der Film läuft als 35mm Kopie in der Deutschen Fassung am 25. Mai um 22:30 Uhr mit einer Einführung im City 46 und ein weiteres Mal am 26. Mai, ebenfalls um 22:30 Uhr, dann aber ohne „Drumherum“.

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