Weird Xperience im Oktober: EL TOPO (Originalfassung)

Am Sonntag, den 14. Oktober um 20:00 Uhr, zeigen wir im Cinema Ostertor den Großvater aller Mitternachtsfilme: Alejandro Jodorowskys unfassbaren „El Topo„. Dieser Film steht schon lange auf unserer Wunschliste und nach einer euphorisierenden Sichtung von Jodorowskys neustem Werk „Endless Poetry“ wussten wir: Die Zeit ist reif!

Mit seinem zweiten Werk „El Topo“ „erfand“ Alejandro Jodorowsky den sogenannten „Mitternachtsfilm“. Auch wenn dies eher durch Zufall geschah, als John Lennon den Film in seinem Stammkino – in dem er auch seine mit Ehefrau Yoko Ono produzierten Kurzfilme zeigte – zur Vorführung bringen ließ. Um Mitternacht gab es dann „El Topo“, und der für seine Zeit ungewöhnliche und tabubrechende, surreale Film wurde zu einer Sensation. Dabei spielte sicherlich auch eine Rolle, dass das Publikum mit Hilfe bewusstseinserweiternder Substanzen besonders empfänglich für die ungewöhnlichen, mysteriösen Bilder war, die Jodorowsky auf die Leinwand zauberte.

In Deutschland als Italo-Western vermarktet, dürfte der Film so manchem Western-Freund ziemlich gegen das Schienenbein gedrehten haben. „El Topo“ spielt zwar mit Stereotypen und Western-Situationen, beschreibt aber eine Suche nach dem spirituellen Sinn des Lebens.

Jodorowskys Film quillt über vor bizarren Bildern, absurden Situationen und geheimnisvollen Symbolen. Er lädt den Zuschauer ein, das Gesehene zu interpretieren, sich neuen Bilderwelten zu nähern und zwischen den überlagernden Bedeutungsebenen zu wechseln, wie es ihm beliebt. Dabei ist „El Topo“ sehr viel gradliniger als sein Erstling „Fando und Lis“ oder Jodorowskys folgendes magnum opus „Der heilige Berg“, denn er folgt tatsächlich einem narrativen Faden, den man aus diversen Westernfilmen – insbesondere denen aus Italien – kennt. Da ist zunächst der Held, der ein Anti-Held ist, rücksichtslos und eiskalt. Dann aber doch menschliche Regungen zeigt und schließlich versucht eine gute Tat zu vollbringen, nur um dabei tragisch scheitert, was zu seiner Rache und letztendlich Auslöschung führt.

Doch um diesen Alibi-Faden herum, drapiert Jodorowky religiöse, mythische und spirituelle Anspielungen. Er entfesselt einen Orkan an fremdartigen Bildern, die aus einem fiebrigen Albtraum zu stammen scheinen: Groteske Opern-Generale; in bunte Frauengewänder gehüllt Banditen; ein Hybridwesen, welches aus einem Armlosen und einem Beinamputierten besteht. Ein Feld mit toten Kaninchen, Seen voller Blut und eine Höhle voller Verkrüppelter, die sehr viel menschlicher erscheinen als die sogenannten Normalen, deren Verkrüppelung seelischer Natur ist. Mittendrin „El Topo“, der von einem coolen, in schwarzes Leder gewandeten Revolverhelden, zu einem androgynen, leuchtenden Zwitterwesen und schließlich zu einem armen Pantomimen in Mönchskutte wird.

Kastration, Vergewaltigungen, der gewaltsame Tod von Frauen und Kindern, die korrupte Kirche. Dazwischen die Wüste, der Sand, biblische Anspielungen, Symbolismus aus fernen Religionen. Mord, Totschlag, Auferstehung, Himmelfahrt. „El Topo“ ist so reich an Bildern, dass er einen fasziniert, aber auch erschöpft zurück lässt.

Wir zeigen den Film in der spanischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln.

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