Weird Xperience im Dezember: SEXUAL-TERROR DER ENTFESSELTEN VAMPIRE (1971)

Die dunkle Jahreszeit ist der perfekte Zeitpunkt um einen Film des großen Jean Rollin auf die große Leinwand zu bringen. Rollins Filme sind seltsame Gebilde, die man entweder liebt oder mit denen man so gar nichts anfangen kann. Bekannt wurde er mit seinen vier erotischen Vampirfilmen, die er zwischen 1968 und 1971 drehte. Für diese war eine traumgleiche Stimmung kennzeichnend. Schöne, halbnackte Mädchen in durchsichtigen Gewändern, die traumwandlerisch durch die Gegend streichen; Vampire, die plötzlichen aus Standuhren heraus treten; dazu eine lyrisch-poetische Stimmung und das alles endete dann oft an Rollins Lieblingsplatz, dem Strand von Pourville in der Normandie. Rollins Filme kann man schwer beschreiben, man muss sie erleben.

In Deutschland hatte er nicht immer Glück mit seinen Filmen. Zunächst wurden ihnen reißerische Titel gegeben. So heißt der Film, den wir am 12. Dezember um 20:00 Uhr im Cinema Ostertor zeigen im Original „Le frisson des vampires“. Also „Das Schaudern der Vampire“. Die teutonische Titelschmiede macht daraus: SEXUAL-TERROR DER ENTFESSELTEN VAMPIRE. Das ist natürlich hübsch markig, wird dem Film aber nicht gerecht. Da dies noch eine der harmloseren Entgleisungen bei der deutschen Namensgebung ist, ist es kein Wunder, dass einige seiner Werke hierzulande auf dem Index landeten.

Worum geht es? Isa und Antoine wollen während ihrer Flitterwochen Isas beiden Cousins besuchen, die in einem alten Schloss leben. Doch leider müssen sie erfahren, dass die Beiden just am Vortag verstorben sind. Trotzdem will das junge Paar eine Nacht im Schloss verbringen, welches von den Dienerinnen und der trauernden Isabelle bewohnt wird. Schon bald bemerkt das Paar, dass es im Schloss nicht mit rechten Dingen zugeht. Während Antoine dem auf den Grund gehen will, wird Isa in der Nacht von der Vampirin Isolde verführt.

Kai Naumann schreibt über diesen Film: „Rollins Beitrag spielt in einer eigenen traumartigen Welt, die am ehesten noch inhaltliche Berührungspunkte mit Sheridan LeFanus Literaturklassiker „Carmilla“ hat. Das narrative Element gerät zu Nebensache, und der Zuschauer kann sich ganz auf die formale Genialität des Regisseurs einlassen. Das Ergebnis ist ein Fest für die Sinne, und es wird deutlich, wie sehr „Le frisson des vampires“ spätere Klassiker des internationalen Films wie z.B. Dario Argentos „Suspiria“, Paul Schaders „Katzenmenschen“ oder Nicholas Winding Refns „Only God forgives“ inspiriert hat.“

Und Thomas Groh nennt Jean Rollin „den Meister des lyrisch-entrückten, subversiven Horrorfilms“. Seine besten Filme seien „rasend schöne Schmuckstücke eines Kinos, das sich dem Diktat von Plot und Plausibiliät nicht beugt, das die Nähe sucht zur dunklen Romantik, zu Surrealismus und der Ästhetik der Subkultur: Mitternachtsfilme, im wahrsten Sinne des Wortes.“

Man sieht also, eine Film von Jean Rollin ist etwas ganz besonderes. Daher sind wir froh, den „Sexual-Terror der entfesselten Vampire“ als unseren letzten Film in diesem Jahr auf Euch loszulassen. Um dem Film aber wirklich gerecht werden zu können, haben wir uns entschlossen ihn im französischen Original mit deutschen Untertiteln zu zeigen. Da wird aus dem Terror dann ein Schaudern.

Corona-Hinweis: Es gilt im Cinema Ostertor wie in allen Bremer Kinos die 2G-Regel. Also Zutritt nur für Geimpfte und Genesene. Ein zusätzlicher Test ist Stand Jetzt nicht von Nöten. Was aber aber natürlich niemanden der möchte davon abhalten soll, sich trotzdem vorher Zuhause kurz zu testen. Wir werden das auf jeden Fall tun.

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