Weird Xperience im Juni: “Im Augenblick der Angst”

Wenn es den einen Film gibt, den man im Kino gesehen haben muss, dann ist es Bigas Lunas‘ „Im Augenblick der Angst“.

Und eben diesen zeigen wir am Sonntag, den 23. Juni um 18:00 Uhr, wie immer im City 46 und selbstverständlich als 35mm-Kopie.

imaugenblickderangstDer Augenarzt John Pressman lebt immer noch bei seiner zwergenhaften Mutter Alice lebt. Als eine seiner Patientinnen ihn demütigt, greift seine Mutter ein. Sie hypnotisiert ihren Sohn, damit er Rache nimmt. Doch die Dinge laufen aus dem Ruder und John beginnt in einem vollbesetzten Kino zu morden und den Zuschauern die Augen herauszuschneiden. Aber eigentlich passiert das alles nur in einem Film namens „The Mommy“, den sich zwei Freundinnen im Kino ansehen. Allerdings macht in diesem Kino ein echter, augensammelnder, Mörder seine Runde. Und so verschwimmt das Geschehen auf der Leinwand und im Kino immer mehr miteinander.

Der im April verstorbene Bigas Luna gilt als einer der prägenden und wichtigsten Filmregisseure des spanischen Kinos. Seine Filme sind bekannt für ihre explosive Mischung aus Erotik, Sex, Gewalt und Leidenschaft. Der berühmteste ist „Jamon Jamon“ von 1992 mit seinen Entdeckungen Javier Bardem und Penelope Cruz, die dort ihre erste Kinorolle hatte. 1987 unternahm Luna diesen Ausflug ins Horror-Genre.

„Im Augenblick der Angst“ ist ein KINOfilm im wahrsten Sinne des Wortes, der vor der heimischen Mattscheibe gar nicht funktionieren kann. Es geht um das Kino als Ort und die hypnotische Wirkung des Films. Wir beobachten aus unserem sicheren Kinosaal heraus ein Kinopublikum, das in einem anderen Kinosaal sitzt, durch den ein Mörder schleicht und Augen sammelt. Und dieses Publikum, welches wir beobachten, folgt gebannt dem Treiben eines Mörders auf der Leinwand, der in einem Kinosaal Augen sammelt. Genau wie wir. Sind wir vielleicht auch nur Figuren in einem Film? Sieht uns ebenfalls ein anderes Publikum zu? Und was war das da hinter uns gerade für ein merkwürdiges Geräusch?

augenblick3„Im Augenblick der Angst ist, was es im Horror-Genre viel zu selten gibt: Eine originelle, einzigartige Idee, die visuell prächtig umgesetzt ist, ein Horrorfilm, der unverdientermaßen recht obskur ist, ein narrativ brillantes Konstrukt. Kurz: Ein absoluter Mindfuck!“ – Peter Osteried , kino-zeit.de

„(…) der Blick auf das Publikum und damit auch indirekt auf uns selbst sorgt in erster Linie für eine Expansion des Schreckens. Wenn im Film schon kein Verlass mehr auf die Trennung zwischen Leinwand und Zuschauerraum ist, warum sollte es dann bei uns anders sein? Das macht Im Augenblick der Angst schließlich auch zu dem Midnight Movie schlechthin. Denn abgesehen vielleicht von den Ring-Filmen hat es bisher kaum ein Genrebeitrag derart überzeugend geschafft, seinen Zuschauern zu vermitteln, dass sie sich allein durch das Sehen des Films schon in Gefahr bringen.“ – Michael Kienzl, critic.de

im-augenblick-der-angst-10-Im_Au„Nur wenige Regisseure haben das Prinzip des Mise en abyme so konsequent umgesetzt wie Bigas Luna mit ANGUSTIA, einem der überzeugendsten Metafilme überhaupt – und nebenbei eine schöne Huldigung an den Horrorfilm im Speziellen und die Kraft des Kinos im Allgemeinen.“ – Oliver Nöding, Remember it for later

„(…) wohl kaum einer hat es so verstanden, Handlungsstränge der Film-Fiktion und Film-Realität so geschickt miteinander zu verknüpfen, wie hier Bigas Luna. Teilweise geht er dabei fast sogar in eine filmische Dreidimensionalität, wenn sich ein Ereignis quasi in drei Filmebenen gleichzeitig abspielt. Würde man diesen Film dann noch in einem richtigen Kino sehen, dann wäre man selber noch Bestandteil einer zusätzlichen Dimension.“ – Carsten Henkelmann, Sense of View

augenblickIm Augenblick der Angst (OT: Angustia), Spanien 1987. Regie: Bigas Luna. Mit Zelda Rubinstein, Michael Lerner, Talia Paul, Àngel Jové

Nach diesem Film geht die „Weird Xperience“-Reihe in die (leider vom Kino erzwungene) Sommerpause. Wir kehren dann im August an bekanntem Ort und zur üblichen Zeit wieder zurück – und haben ein aktuelles Werk mit einem unserer Lieblinge aus den goldenen 60ern Gepäck. Mehr wird noch nicht verraten… aber den Trailer dafür gibt es am 23. Juni vor „Im Augenblick der Angst“.

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