Was wäre nach dem wunderbaren Auftritt des Filmgelehrten Christian Keßler passender, als einen Klassiker der italienischen Horrorfilms ins Programm zu nehmen? Am 10. März um 20 Uhr im könnt ihr im Cinema Ostertor das unheimliche „Haus an der Friedhofmauer“ (Quella villa accanto al cimitero, 1981) betreten. Übrigens einen Premiere bei uns: Erstmals zeigen wir einen Film zum zweiten Mal. Im Dezember 2016 flackerte er schon von DVD via Beamer über die kleine Leinwand in der etage3 im Lagerhaus. Diesmal erstrahlt er in einem richtigen Kino in seiner vollen, schaurigen Pracht. Auf weitaus größerer Leinwand und als hochwertige DCP-Aufführung!
Lucio Fulci schuf 1981 mit dem Abschluß seiner Insel-Seil-Stadt-Haus-Zombie-Quadrologie ein wahres Monster des durchgeknallten Haus–Horror–Films und geht natürlich viel weiter als die amerikanischen Vorgänger wie „The Shining“ oder „Amityville Horror“.
Versuch einer Handlungsbeschreibung: Dr. Peterson ermordet seine Geliebte und sich selbst, was etwas mit seinen Experimenten zu tun hat.
Sein Kollege, Dr. Norman (!) Boyle, möchte herausfinden, was Peterson dazu trieb, und zu diesem Zweck die Forschungen weitermachen. Dazu zieht er mit seiner Familie in ein Haus direkt neben einem Friedhof, das 100 Jahre vorher dem nicht gut beleumdeten Forscher Dr. Freudstein (!!!) gehörte. Normans Sohn Bob hat eine unsichtbare Freundin, die vor dem Haus warnt.
Auch wir halten Dr. Boyles Plan eigentlich nicht für durchdacht, aber durch diese Ideen der Drehbuchautoren bekommen wir dieses herrliche Stück Horror. Denn Dr. Freudstein ist mitnichten tot, viel mehr benutzt er die Toten als eigenes Ersatzteillager, um im Keller für alle Ewigkeit zu leben. Ob das so erstrebenswert ist?
Fulci lässt es krachen: In bester italienischer Tradition fügt er alten Gothic-Horror und amerikanische moderne Mythen zusammen, und garniert das mit furchteregenden Masken und viel, viel Blut und Innereien. Fulci steht für einen ganz eigenen, großartigen Stil, der erst auf der großen Leinwand seine volle Wirkung entfaltet. Er ist derber, direkter und in Sachen Explizitheit wohl ungeschlagen. Aber auch die Einstellungen, die Farben, die Perspektiven – das ganze Mise en Scène , welches er mit seinem kongenialen Kameramann Sergio Salvati schuf, entfaltet auf der großen Leinwand einen unwirklichen, magischen Sog.
So freuen wir uns, dass dieses Werk seit 2014 nicht mehr indiziert ist und wir euch nun ganz legal in die düstere Welt Lucio Fulcis führen können, aus der es kaum ein Entkommen gibt…
Schattenlichter drückt es so aus: „Ein Schauer-Splatter-Märchen, das uns im besten Fall für 82 Minuten zu Traumwandlern werden lässt.“
Und Oliver Nöding schreibt auf Remember It For Later: „Das Fleischlich-Fleischige und das Immaterielle gehen in Fulcis Film eine unorthodoxe, aber hoch effektive Bindung ein, die so gleichermaßen Fulcis Kenntnis von Horrorliteratur und -film widerspiegelt wie auch seine Sensibilität für das, was uns instinktiv bei der Gurgel packt.“
Das Haus an der Friedhofmauer, Regie: Lucio Fulci, Darsteller: Catriona MacColl, Paolo Malco, Ania Pieroni, Giovanni Frezza, Silvia Collatina, Dagmar Lassander, Giovanni De Nava, Daniela Doria, Giampaolo Saccarola, Carlo De Mejo, Kenneth A. Olsen, Teresa Rossi Passante – Italien 1981 – 81 Minuten
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Vorschau:







Jodorowskys Film quillt über vor bizarren Bildern, absurden Situationen und geheimnisvollen Symbolen. Er lädt den Zuschauer ein, das Gesehene zu interpretieren, sich neuen Bilderwelten zu nähern und zwischen den überlagernden Bedeutungsebenen zu wechseln, wie es ihm beliebt. Dabei ist „El Topo“ sehr viel gradliniger als sein Erstling „
Doch um diesen Alibi-Faden herum, drapiert Jodorowky religiöse, mythische und spirituelle Anspielungen. Er entfesselt einen Orkan an fremdartigen Bildern, die aus einem fiebrigen Albtraum zu stammen scheinen: Groteske Opern-Generale; in bunte Frauengewänder gehüllt Banditen; ein Hybridwesen, welches aus einem Armlosen und einem Beinamputierten besteht. Ein Feld mit toten Kaninchen, Seen voller Blut und eine Höhle voller Verkrüppelter, die sehr viel menschlicher erscheinen als die sogenannten Normalen, deren Verkrüppelung seelischer Natur ist. Mittendrin „El Topo“, der von einem coolen, in schwarzes Leder gewandeten Revolverhelden, zu einem androgynen, leuchtenden Zwitterwesen und schließlich zu einem armen Pantomimen in Mönchskutte wird.
Kastration, Vergewaltigungen, der gewaltsame Tod von Frauen und Kindern, die korrupte Kirche. Dazwischen die Wüste, der Sand, biblische Anspielungen, Symbolismus aus fernen Religionen. Mord, Totschlag, Auferstehung, Himmelfahrt. „El Topo“ ist so reich an Bildern, dass er einen fasziniert, aber auch erschöpft zurück lässt.





